Loading...

Sozialisierung eines Menschen beginnt in der Jugend und im Verein

24. April 2023

WHO is WHO aller politischen Ebenen versprechen Unterstützung und Solidarität

 

Bad Füssing. Der Schützenbezirk Niederbayern veranstaltete am vergangenen Sonntag im großen Kursaal seinen 72. Bezirksschützentag. Lautstark angekündigt und eröffnet haben die Böllerschützen der Gauvereine diesen besonderen Tag.

Einzug der Fahnenabordnungen und Schützenkönige

Bezirksschützenmeister Hans Hainthaler durfte die Ehrengäste Staatsminister Christian Bernreiter, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, die beiden 1. Bürgermeister Tobias Kurz und Jürgen Fundke aus Bad Füssing und Bad Griesbach sowie Landrat Raimund Kneidinger aus dem Landkreis Passau und stellvertretenden Landrat Kurt Vallee aus dem Landkreis Rottal/Inn begrüßen. Auch 1. Landesschützenmeister Christian Kühn ließ es sich nicht nehmen diese Veranstaltung mit seiner Anwesenheit zu beehren. Aus den 19 Gauen des Bezirks Niederbayern kamen viele Vertreter der jeweiligen Gauschützenmeisterämter mit Fahnenabordnungen und den amtierenden Königen, die zu den Klängen der Inntaler Musikanten Aigen in den Großen Kursaal feierlich einzogen.

Jürgen Fundke, Dr. Olaf Heinrich, Tobias Kurz, Hans Hainthaler, Christian Bernreiter, Raimund Kneidinger, Kurt Vallee, Christian Kühn

Bürgermeister Tobias Kurz betonte, dass es ihm eine besondere Ehre sei, dass die Gemeinde Bad Füssing Gastgeber dieses Bezirksschützentages sein durfte. Beeindruckt sei er von den außerordentlich hohen Mitgliederzahlen, was im bayernweiten Ranking nach Fußball und Turnen Platz drei bedeute. Umso mehr überraschte es ihn festzustellen, dass der Schießsport nicht in gleichem Maße die Würdigung erhält, wie es der Bedeutung nach angemessen wäre. Die Arbeit in den Schützenvereinen hört nicht allein bei der sportlichen Betätigung auf, denn der Einsatz der Ehrenamtlichen sorge dafür, dass die Dörfer und Städte ein lebenswertes Umfeld bleiben und die Identität der Bewohner nicht verloren gehe. Er bedauert, dass viele Menschen die Bedeutung dieses Sports und der damit verbundenen ehrenamtlichen Tätigkeit als geringschätzig beurteilen, denn die Einbindung in eine Gemeinschaft würde prägen, formen und dem Leben sehr viel geben. Er fordert, dass das Ehrenamt zukunftssicher gemacht und die Bürokratie minimiert wird, der die Vorstände der Vereine oftmals gegenüber stehen.

Sehr gerne gekommen sei Staatsminister Christian Bernreiter und er zeigte sich fasziniert vom Einzug der Fahnen und Schützenkönigen, was in den letzten Jahren sehr gefehlt hätte, denn der Mensch braucht die Gemeinschaft und Gesellschaft.  Nicht nur er, sondern die gesamte Staatsregierung würde die umfangreiche Arbeit, die die vielen Ehrenamtlichen in den Schützenvereinen seit mehreren hundert Jahren leisten, bewundern und hoch anrechnen. Die Kombination von Tradition, Brauchtum und Sport sei bewundernswert und er betonte, dass eine Verschärfung des Waffengesetzes nicht erstrebenswert sei, denn die Gefahr würde, wie schon oft kommuniziert, nicht von legalen, sondern von illegalen Waffen ausgehen. Aus seiner langjährigen Zeit als Landrat wisse er, dass die Schützen sehr verantwortungsbewusst mit ihren Waffen umgehen. Es dürfe nicht passieren, dass Jäger und Sportschützen kriminalisiert werden und sagt die Unterstützung und Hilfe der bayerischen Staatsregierung zu. Staatsminister Bernreiter wirbt auch für den weiteren Ausbau der Schießstätten, es seien noch ausreichend Mittel für die finanzielle Unterstützung der Vereine vorhanden und verweist auf das vorgegebene Auszahlungsprozedere.

Böllerschützen aus dem Gau Griesbach

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich kam sofort auf den Punkt, denn Traditionen müssen gelebt werden, müssen wachsen und über lange Zeiträume bestehen, sie können nicht in Geschichtsbüchern gefunden werden und seien auch nicht käuflich zu erwerben. Alle die sich in den Schützenvereinen engagieren tun dies nicht allein für den Sport, sondern auch für jahrhundertelange Traditionen. Diese müssen wachsen und als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft fungieren, bis sie in der Gesellschaft tief verankert sind. Niederbayern habe eine lange Tradition im Schützenwesen und seit 1896 sei der Schießsport fast ununterbrochen olympische Disziplin. So sei es gerade in der jetzigen Zeit, in der sich viel verändert, sich man mit vielen Krisen konfrontiert sieht und viele notwendige Veränderungen spürbar sind, wichtig, einer großen Gemeinschaft, zu der sich die Menschen dazugehörig fühlen können, anzugehören.

 

Landrat Raimund Kneidinger fordert, dass die engagierten Ehrenamtlichen nicht weiter die Leidtragenden durch die vielen negativen Schlagzeilen sein sollen. Er erinnert an eine Ausgabe der Tagesschau im März in der das Waffengesetz zu liberal und schlecht kontrolliert dargestellt wurde. Da denkt man natürlich an die Vorfälle in Deutschland und es kann durchaus nicht bestritten werden, dass es Mittel und Regelungen brauche um gegen bewaffnete Extremisten und Reichsbürger vorzugehen und es gibt sicher Personen und Gruppen, denen man keine Waffe anvertrauen dürfe. Aber die Ehrenamtlichen die sich einbringen leiden darunter, denn sie leben das bayerische Brauchtum und die Traditionen, denn der Schützensport ist Teil dieses historischen Erbes. Die Heimatverbundenheit wird immer wieder attraktiv gestaltet und an die junge Generation weitergegeben. Besonders betonte Kneidinger, dass durch die sportlichen Erfolge sowohl national, als auch international die niederbayerische Region aufgewertet wird. Das was im Schützensport zum Erfolg führt, ist auch ein gutes Motto für viele andere Bereiche der Gesellschaft: „Das Ziel klar vor Augen haben, konzentriert die Aufgabe angehen und mit ruhiger Hand aber beherzt handeln“.

 

Bürgermeister Jürgen Fundke ist sicher und überzeugt, dass die Gau- und Bezirksschützenmeister gemeinsam mit ihrem Dienst beste Arbeit geleistet haben, um einen interessanten und ereignisreichen Bezirksschützentag ins Leben zu rufen. Fundke wünschte viel Freude bei der Ausübung des Sportes und appellierte, den Zusammenhalt weiter zu praktizieren.

 

Stellvertretender Landrat Kurz Vallee dachte an zwei Persönlichkeiten die den Schützensport über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt machten und im Landkreis RottalI/Inn beheimatet sind. Da war 1972 Konrad Wirnhier aus Pfarrkirchen in der Disziplin Skeet-Schießen der die Goldmedaille gewann und 2016 Barbara Engleder aus Triftern, die in der Disziplin KK Dreistellungskampf mit olympischen Gold für ihren Trainingsfleiß und ihre Leistung belohnt wurde und dies auf ihre sympathische und unverfälschte Art auch feierte.

Besonders anerkennenswert erachtet er die Jugendarbeit, bei der mit viel Vernunft und Disziplin viel für die menschliche Zukunft getan sei.

 

1.Landesschützenmeister Christian Kühn lobte eingangs die Böllerschützen, die die perfekten Rahmenbedingungen schufen. Dieser Bezirksschützentag würde zeigen, was gelebte Schützenkultur ist und er hofft, dass die Rahmenbedingungen dies nicht weiter erschweren werden. So sei der DSB (Deutsche Sportschützenbund) nicht umsonst der drittgrößte Sportverband in Deutschland mit rund 1,3 Millionen Mitgliedern, denn Sport und Tradition im Schützenwesen seien untrennbar. Der BSSB (Bayerische Sportschützenbund) hilft bei den vielen Anforderungen, besonders bei der Kommunikation und Digitalisierung und hat in Wolfgang Rubersdörfer einen Ehrenamtskoordinator gefunden, der die Vereine gerne auch vor Ort coacht. Im Zentrum sollte die Nachwuchsarbeit stehen, denn sie sei der Schlüssel zum Erfolg, sagte Christian Kühn. Durch die vielen verschiedenen Wettkämpfe wie der Shooty Cup, Guschino-Open, den Monika Karsch Pokal u.ä., sowie der Einrichtung von Talentförderzentren für die jungen Nachwuchsschützen wird deutlich, dass die Gewinnung von jungen Schützinnen und Schützen an oberster Stelle steht und er rät den Vereinen aktiv auf die jungen Menschen zuzugehen.

Ein ganz besonderes Anliegen war es Christian Kühn, sich bezüglich des bestehenden Waffenrechts zu äußern. So sei es schlichtweg nicht nötig zu verschärfen, denn die korrekte Ausführung würde schon genügen. So werde eine Verschärfung strikt abgelehnt, solange die zuständigen Stellen den Warnsignalen die kundgetan werden und wurden, nicht nachgehen. Die Schützenvereine würden eine geschlossene und sympathische Aussenwirkung mit einer gelungenen Balance zwischen Tradition und Sport zeigen und dürfen nicht durch fehlende Akzeptanz vorverurteilt werden.

Im Anschluss folgte die Jahreshauptversammlung des Schützenbezirks Niederbayern mit Berichten und Ehrungen.

Helga Wiedenbein