Schützengau Passau Stadt und Land zeigt vielfältige Facetten beim Schießsport – DSB Themenwochen leuchtendes Beispiel
Bereits seit fast vier Monaten sind nun die Schützenheime und Schießstände wieder geschlossen, keine Trainings, Rundenwettkämpfe oder Gaumeisterschaften, auch Treffen unter Mannschaftskollegen oder Vereinsmitgliedern waren und sind nicht möglich. Selbstverständlich halte man sich an alle Vorgaben, die seitens der Regierung zum Wohle aller getroffen wurden, um ein Ausbreiten der Pandemie nicht weiter zu forcieren, sondern um dieses einzudämmen. Man hoffe, dass die Impfungen und Einschränkungen bald Wirkung zeigen und freue sich auf eine baldige Wiederaufnahme des Schießsports. Bis es soweit ist möchte der Schützengau Passau Stadt und Land seinen knapp 3200 Mitgliedern Schützenhilfe, Unterstützung und Motivation anbieten. „Wir wollen Kontakt halten uns austauschen, gemeinsam durch diese stille und einsame Zeit gehen um nach Öffnung der Einrichtungen unseren Sport wieder mit Elan, Spaß und Ziel ausüben zu können.“, so Gauschützenmeister René Wiedenbein. Aber man blicke auch in die Zukunft: Sei es bei dem einen oder anderen Verein doch zu Kündigungen durch die langen Schließungen gekommen, so wolle man allen interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern für die Zeit nach dem Lockdown zeigen, dass der Schießsport eine spannende, Freude bringende und höchst interessante Sportart mit vielen Facetten ist. Viele Vereine bieten über das Jahr hinweg Schnuppertrainings, Bürgerschießen u. ä. an. Die 43 Vereine sind gut im Landkreis verteilt, sodass die Wege zum Schießsport doch sehr kurz sein können (Adressen und Infos unter: www.schuetzengau-passau.de). Der Schützensport ist eine oft unterschätzte und falsch eingeschätzte Sportart. Der Schützengau Passau Stadt und Land möchte aufzeigen, dass es dieser interessante (Hochleistungs-)Sport durchaus mit dem Breitensport wie Fußball und Tennis aufnehmen kann und durch Fleiß, Training, Ausdauer und Einsatz hervorragende Erfolge in sportlicher, aber auch persönlicher Hinsicht, erzielt werden können.
Fitness: In der Ruhe liegt die Kraft – Wie sich körperliche Fitness auf Schützen auswirkt
„Du bist doch einfach zu faul zu wackeln“, darf man sich als guter Schütze schon einmal anhören. Doch mit Faulheit hat das wenig zu tun, sondern vielmehr mit hartem Training, das nicht immer nur am Schießstand stattfindet. Denn blickt man in die Weltspitze, steht die körperliche Fitness ebenfalls fest mit auf dem Trainingsplan. Eine gute Ausdauerfähigkeit kann viele Vorteile für Schützen haben, denn durch die Verbesserung der Kapillarisierung der Skelettmuskulatur wird die Muskulatur besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Wer einen niedrigeren Puls hat, hat infolgedessen auch langsamere Waffenbewegungen. So hat eine verbesserte Ausdauerfähigkeit auch zur Folge, dass Stress und Hitze weniger Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben, denn der Kreislauf bleibt länger stabil und der Schütze reagiert mit weniger hohen Pulsfrequenzen
Gaumeisterin Viktoria Wiedenbein (SV Denkhof) – Mit körperlicher Fitness zum Erfolg
Ist der Flow der Weg zum Glück?
Es gibt manchmal Wettkämpfe, da läuft es einfach wie am Schnürchen. Die Schüsse finden wie von selbst in die Mitte, man fühlt sich stark und nichts kann einen aus der Ruhe bringen. Am Ende fühlt man nicht nur das Beste, sondern man zeigt es auch. Man ist im Flow.
Eine kleine Übung könnte sein: Um sich dies besser zu visualisieren, kann man sich seine Konzentration als Scheinwerfer vorstellen. Eine enge Scheinwerferstellung im Sport könnte sein, wenn man sich lediglich auf den Abzugsvorgang oder sein Gleichgewicht konzentriert. Eine weite Scheinwerfervorstellung kann z.B. sein, wenn man sich auf die Scheibe oder die Windfahnen konzentriert. Ist der Scheinwerfer nach außen gestellt, nimmt man die Umgebung wahr. Richtet sich der Scheinwerfer nach innen, stehen die eigenen Gedanken und man selbst im Vordergrund.
Kaderschützin und Gaumeisterin Sarah Wolf (SV Denkhof) – Fokussiert beim KK Dreistellungskampf
Familie und Sport
Beim Schießsport ist es wie bei wenig anderen Sportarten möglich, dass Erwachsene und Kinder (ab 10 Jahren) gemeinsam trainieren. Die meisten Wettkämpfe sind zwar nach Alter und Geschlecht getrennt, jedoch wie beim „Hutthurmer Pokal – Das Goldene Gewehr“ ist es in der Schützenklasse durchaus möglich, dass Schüler-/Jugend-Mannschaften auf Erwachsenenmannschaften treffen. In vielen Vereinen sind nicht selten alle Mitglieder einer Familie dem Schießsport zugetan und kämpfen in den verschiedenen Mannschaften bei Rundenwettkämpfen und Gaumeisterschaften um Ringe und/oder sind in den Vorstandsgremien aktiv.
Wichtig ist es, dass man die Trennung von Schießsport und Freizeit zuhause auch zulässt. Eine klare Differenzierung ist wichtig. Man unterstütze sich beim Training, fiebert bei den Wettkämpfen mit, wenn es gut läuft mit Freude und Lob und wenn ein Ergebnis mal nicht so den Vorstellungen entspricht mit Zuspruch und Verständnis.
Eine große Familie – SV Denkhof bei der Siegesfeier „Goldenes Gewehr 2019“
Definiere Ziele SMART
Ziele wirken vor allem dann motivierend, wenn ein paar wenige Regeln bei der Definition von Zielen beachtet wurden. Wer kennt sie nicht diese Sätze wie „Diese Saison will ich mehr trainieren“, „Diese Jahr will ich besser sein“ oder „Ich muss an meiner Fitness arbeiten“… Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man sagt „Ich will mehr trainieren“ oder ob man sagt, bis zur Deutschen Meisterschaft gehe ich dreimal wöchentlich mindestens zwei Stunden ins Training, um mich dort am Ende für das Finale der besten Acht zu qualifizieren.“
Maximilian Wiedenbein (SV Denkhof) beim regelmäßigen Fitness-Training
Freunde durch den Sport – Sport verbindet:
Man verbringt viel Zeit miteinander beim Training, Wettkämpfen und Reisen. Man sammelt zahlreiche gemeinsame Erinnerungen, die zusammenschweißen, man lernt sich und die anderen in Extremsituationen kennen. Leistungsdruck, Erfolg und Misserfolg, Freude, Enttäuschung und Selbstzweifel gehören zu einem Sportlerleben unweigerlich dazu. Offen über seine Probleme und Gefühle mit Trainern und Kollegen zu reden, gehört für Sportler genauso dazu, wie sich über Technik und Taktik auszutauschen.
Freunde auch außerhalb des Trainings und Wettkampfs – Braunschützen beim Musizieren
Angst im Sport
Man kann Angstsituationen auch üben lernen, damit zu arbeiten und umzugehen. Denn wer Misserfolge besser abhaken kann, wird mit mehr Selbstvertrauen in den nächsten Wettkampf starten. Wer negative Gedanken, die einen nervös machen und in der Leistungsfähigkeit hindern, bereits im Ansatz erkennt und trainiert, diese in positive Gedanken umzuformieren, wird einen sichereren Umgang mit seiner Angst beim nächsten Wettkampf feststellen.
Erfolgreiche Nachwuchsschützin Julia Umseher (DSN Neukirchen) – Angstfrei in den Wettkampf
Wobei Sport im beruflichen Alltag hilft
Beinahe jeder zweite Deutsche würde sich heute als Sportmuffel bezeichnen, denn viel lieber verbringen die Menschen inzwischen Zeit mit ihrem Smartphone oder schauen anderen Leuten im TV beim Sport zu. Zwei von drei Befragten kommen nicht mal auf eine Stunde Alltagsbewegung pro Tag. Dabei könnte Sport so guttun! Wer abends noch eine Runde auf dem Bogenplatz dreht, kann hier seine Gedanken sortieren, frische Luft tanken, sich die Beine vertreten und überschüssige Energie loswerden.
Sportschützen Tiefenbach (Bogenabteilung) beim Training
Mut. Was bedeutet es, mutig zu sein?
Es gilt, sich seines Könnens und seiner eigenen Kräfte bewusst zu sein, um so die Gefahr erfolgreich zu überwinden bzw. der Angst etwas entgegenzusetzen. Es geht also vielmehr darum Stärken zu aktivieren, denn dann wird man automatisch mutiger. Mut bedeutet, aber auch offen sein für Neues, Unbekanntes, sich hohe Ziele zu stecken und den Mut auf dem Weg nicht verlieren. Für die Jungschützen werden Ausflüge, Zeltlager oder Klettertage (ausgenommen im Corona Jahr) veranstaltet. Es gilt mutig zu sein in ungewohntem Umfeld sich neuen Aufgaben zu stellen.
Mutige Gaujugend in der Boulderhalle „Der Steinbock“
Tradition – Das Extra „Zuckerl“
Vor allem auf dem Land sind die Schützenvereine ein wichtiges Bindeglied zwischen Jung und Alt neben der Familie. Hier trifft man sich, ratscht, tauscht sich aus, es trainieren Jung und Alt zusammen, es werden Feste geplant, gefeiert. Zusammen nimmt man an Gottesdiensten teil, beteiligt sich an Umzügen und lebt ein gemeinsames, freundschaftliches Leben. Die „jungen Hüpfer“ können von den „alten Hasen“ noch was lernen und die älteren Vereinsmitglieder erfreuen sich am Elan und der Ungezwungenheit der Jugend. Man freut sich schon heute sehr darauf, dass dies alles wieder möglich wird und biete an, man könne sich in dieser Zeit mal auf eine „Facetime Party“ treffen.
Tradition – Einkehr nach dem Maidultumzug
(V.l.n.r.: 1. Gaujugendleiter Florian Himmelsbach, 2. Gauschützenmeister Martin Gründobler, 2. Gausportleiter Marco Wolf, 1. Gausportleiter Hans-Joachim Ramisch, 1. Gauschützenmeister René Wiedenbein, 2. Gaujugendleiter Tobias Kellner)