Trockentraining – auch bei Luftgewehr-/Pistole- und Bogen eine gute Alternative und Ergänzung in der jetzigen Zeit

Gaumeisterinnen Viktoria Wiedenbein und Sarah Wolf – Multischütze Manfred Resch und RWK Sieger Andreas Oberpeilsteiner geben Tipps zum Schießen ohne Munition

Bereits seit vielen Wochen können keine Wettkämpfe mehr geschossen werden, alle Meisterschaften (auf Bezirks-, Bayern- und Deutschlandebene) wurden ersatzlos gestrichen, keine Runden-, oder Fernwettkämpfe finden mehr statt.

Für manches Nachwuchstalent wie Viktoria Wiedenbein, die mit ihren 13 Jahren die Einzelwertung des RWK im gesamten Junioren Bereich anführt, sowie eine Bestmarke bei den diesjährigen Gaumeisterschaften gesetzt hat, aber sich auch schon in der Gauoberliga im Mann gegen Mann Duell gegen erfahrene Wettkampfschützen durchgesetzt hat und Hoffnungsträger wie Sarah Wolf, die sich sowohl mit dem Luftgewehr bereits in der Bezirksliga Ost sehr gut behauptet und wohl fühlt und mit dem KK Gewehr unter den besten Schützinnen Niederbayerns geführt wird, ist dies ein herber Rückschlag, war doch das gesamte Training auf gerade diese Wettkämpfe ausgerichtet. Diese beiden Sportlerinnen sind nur Beispiele für viele Schützinnen und Schützen, die sich dieses Jahr keinen der begehrten Titel erkämpfen können.

Da alle Vereinsheime und Trainingsstände geschlossen sind, müssen sich die Sportschützinnen und Schützen nun zusätzlich einer Gedulds- und Durchhalteprobe stellen. Ergänzend zum kürzlich veröffentlichten Athletiktraining ist es auch für alle Sportschützen möglich ein sogenanntes Trockentraining in den eigenen vier Wänden zu absolvieren. Dies ist zusätzlich zum „scharfen“ Training ohnehin ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitung auf die Schießsaison. Man versteht hierunter das trainieren mit ungeladener Waffe und voller Ausrüstung ohne Abgabe eines scharfen Schusses. Bei richtiger Dosierung und Ausführung ist diese Trainingsform unersetzlich und bringt entscheidende Vorteile. Es ist gewöhnungsbedürftig, da man das unmittelbare Erfolgserlebnis wie die sichtbaren Ringzahlen auf der Scheibe nicht erlebt, aber es bringt längerfristig und auch dauerhafte Erfolge. Trockentraining ist gerade jetzt enorm wichtig. Richtig und sinnvoll ausgeführt kann ein mit Bedacht betriebenes Trockentraining so abwechslungsreich sein, dass die Zeit im Fluge vergeht.

Für ein Trockentraining anstatt keines Trainings in der momentanen Situation sprechen folgende Punkte:

Die Konzentration kann auf wichtige schießtechnische Elemente wie Muskelgefühl, -Spannung, Balance, Koordination Halten – Abziehen, Abziehen gelegt werden (Bild: Viktoria Wiedenbein).

Beim üblichen scharfen Training geht sehr viel Aufmerksamkeit bei der Jagd nach der 10 verloren. Der Schütze nimmt sich zwar vor, dieses oder jenes technische Detail besonders zu beachten, doch schon bald regiert der kleine Kreis in der Mitte wieder und lenkt von den technischen Elementen ab.

Speziell im KK Training werden Abzugsfehler durch das Springen der Waffe vertuscht. (Bild Sarah Wolf mit KK Waffe). Beim 3-Stellungskampf (hier kniend) wird der Schütze durch 3 bis 4-maliges wöchentliches trainieren seine Leistungen erheblich verbessern. Später wenn wieder Wettkampfmodus herrscht, reicht ein Trockentraining in der Regel einmal wöchentlich aus.

Beim Trockentraining geht es überwiegend um Einrichten, innerer Anschlag, Muskelgefühl, Koordination Halten-Abziehen, Abziehen, Nachschauen.

Es sollte ebenfalls eine ordentliche Vorbereitung mit Stretching, technischer Zielsetzung und Analyse der Schwachstellen absolviert werden, danach kommt das Aufbauen und Einrichten des Anschlags.

Manfred Resch (Auflageschütze in der Gauoberliga): „Ich stelle mein Gewehr auf Trainingsabzug, danach mache ich meine Nullpunktkontrollen bis es passt, ich kontrolliere auch jedes Mal den Sitz des Gewehres in der Schulter. Ich stelle meinen Abzug und dann fang ich an wie bei einem Wettkampf Schuss für Schuss aufzubauen und abzugeben wobei ich meine Konzentration auf den Abzug lege und diesen immer sauber zieh. Das mache ich oft so 40 bis 50 mal. Aber konsequent sein, wenn also der Schuss nicht passt, dann absetzen und von neu beginnen. Wenn man es richtig macht hilft es sehr viel. Die Konzentration wird sehr beansprucht und trainiert und das Reißen am Abzug verringert.

Auch Pistolenschützen können ein Trockentraining absolvieren. Hier wird genau definiert wie lange kann ich eine bestimmte gleichbleibende Kraft halten, wie ruhig ist meine Hand, wie lange halte ich die Anschlagstabilität (Bild: Andreas Oberpeilsteiner).

Die Durchführung sollte möglichst nahe am praktischen Schießen sein: Anschlag, Zielposition, Li/Re Wechsel, ein fester Zeitablauf oder bis die Kraft erschöpft ist. Ein Trockentraining für Pistolenschützen sollte ebenfalls 2 bis 3 mal wöchentlich erfolgten. Man kann auch verschiedene ähnliche Gewichte wie eine Hantel oder Wasserflasche verwenden.

Alle weiteren Tipps und Links für Scheibendruck, Abstände usw. können auf der Homepage des BSSB und auf der Homepage des Schützengau nachgelesen bzw. abgerufen werden.

Ein wichtiger Hinweis darf an dieser Stelle jedoch nicht fehlen: Es müssen bei den Trockenübungen selbstverständlich alle waffenrechtlichen und sicherheitsrelevanten Vorgaben strikt eingehalten werden.

 

Helga Wiedenbein